Bidirektionales Laden – der Gamechanger für die Energiewende
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- 7.10.2025
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Bidirektionales Laden: Vom Elektroauto zum aktiven Energiespeicher
Bidirektionales Laden – also das Laden und Entladen von Elektrofahrzeugen – ist weit mehr als eine technische Innovation. Es ist ein Paradigmenwechsel. Denn hier verschmelzen Mobilität, Energie und Digitalisierung zu einem neuen, ganzheitlichen Ökosystem. Fahrzeuge werden zu aktiven Teilnehmern im Energiesystem – zu mobilen, intelligent gesteuerten Stromspeichern.
In Österreich gibt es rund 245.000 Elektroautos. Das entspricht einer Speicherkapazität von etwa 16 GWh – ein enormes Potenzial, das in E-Autos steckt, und das, obwohl wir erst bei einer Durchdringung von rund 4 % des gesamten Fahrzeugbestands liegen.
KEBA Open Innovation Exchange - Vielfalt als Schlüssel
Beim Open Innovation Exchange brachte KEBA Vertreter:innen aus verschiedensten Disziplinen zusammen, um genau darüber zu sprechen: Wie gelingt der Sprung vom Konzept zur gelebten Praxis?
Unter den Teilnehmenden waren:
Energie AG Oberösterreich – Leonhard Schitter (CEO), Alexander Kirchner (CTO), Teresa Pachernegg (Leitung Technisches Management)
→ einer der größten Energie- und Infrastruktur-Dienstleister Oberösterreichs, der das Thema aus Sicht der Netzstabilität und Versorgungssicherheit betrachtet.KEBA – Christoph Knogler (CEO KEBA Group), Stefan Richter (CEO KEBA Energy Automation), Gerhard Weidinger (CTO KEBA Energy Automation), Mathias Knauer, (Director Market eMobility KEBA Enery Automation)
→ als Hersteller von Ladeinfrastruktur, der die Brücke zwischen Technologie, Energieversorgung und Endkonsumenten schlägt.Siemens Energy – Yusuf Kaya (Head of Portfolio Development and Product Management)
→ als globaler Player im Energiesektor mit Erfahrung in Großsystemen und Netztechnologien.Clever – Kasper Dahl (Product Strategy and Portfolio)
→ als dänischer Ladeinfrastrukturbetreiber mit Praxis-Know-how im Bereich E-Mobilität und Energiedienstleistungen.P3 Group – Markus Hackmann (Managing Director), Niko Waxmann (Associate Partner)
→ als renommierte Unternehmensberatung mit Fokus auf E-Mobilität, Ladeinfrastruktur und neue Geschäftsmodelle.The Mobility House – Marcus Fendt (Managing Director)
→ als erfahrener Reseller mit erprobten Geschäftsmodellen in Frankreich und Großbritannien, wo bidirektionale Projekte bereits Realität sind.
Das gemeinsame Ziel: Austausch, Perspektivenwechsel und Wege zu finden, wie Technologie, offene Schnittstellen und Regulierung zusammenspielen müssen, um bidirektionales Laden flächendeckend möglich zu machen.
Bidirektionales Laden als Gamechanger
Wie Leonhard Schitter, CEO der Energie AG Oberösterreich, betont, wird bidirektionales Laden zum Gamechanger für Energieerzeuger, „weil wir dadurch Lasten besser ausgleichen können“.
Elektrofahrzeuge werden so zu flexiblen Bausteinen im Energiesystem: Sie speichern Strom, wenn er im Überschuss vorhanden ist, und geben ihn zurück, wenn das Netz ihn braucht.
Damit entsteht eine neue Form der Netzstabilisierung, die ohne zusätzliche Großspeicher oder neue Infrastruktur auskommt – ein echter Vorteil in einem Energiesystem, das zunehmend auf volatile, erneuerbare Quellen setzt.
Praxis zeigt: Es funktioniert – wenn man es darf
Dass bidirektionales Laden aber vor allem auch für den Endkosumenten Vorteile bringt und längst kein Zukunftsversprechen mehr ist, zeigt ein konkretes Beispiel aus Frankreich: The Mobility House hat dort ein Vehicle-to-Grid-Projekt gestartet, das Elektrofahrzeuge in das Stromnetz integriert. Fahrer:innen laden dabei kostenlos, weil ihre Fahrzeuge Strom dann zurückspeisen, wenn er im Netz gebraucht wird.
Die Praxis beweist: Bidirektionales Laden funktioniert technisch bereits heute – die größten Hürden liegen in der Regulierung. Wo der rechtliche Rahmen stimmt, entsteht echter Mehrwert für alle Beteiligten – für Energieversorger, Fahrzeughersteller und Endkunden.
Das Auto als Energiespeicher – eine Revolution auf vier Rädern
Wenn viele davon miteinander vernetzt sind, entsteht ein riesiges Potenzial: Fahrzeuge können Strom ins Netz zurückspeisen, wenn er gebraucht wird, und überschüssige Energie aufnehmen, wenn sie im Überfluss vorhanden ist. So stabilisieren sie das Stromnetz und fördern die Nutzung erneuerbarer Energien. Das eröffnet neue Wertschöpfungsketten – für Energieversorger, Automobilhersteller und natürlich Endkunden. Strom kann dort gespeichert werden, wo er entsteht, und dann genutzt werden, wenn er wirklich gebraucht wird. Das macht das Energiesystem resilienter, nachhaltiger und effizienter.
Fazit: Gemeinsam Zukunft gestalten
Trotz dieses enormen Potenzials steht die Branche noch vor wesentlichen Aufgaben. Fehlende Standards, regulatorische Unsicherheiten und die Komplexität der Systemintegration bremsen aktuell eine breitere Umsetzung. Gleichzeitig besteht ein starker Konsens, dass genau hier Europas Stärke liegt: in der Fähigkeit, komplexe Systeme über Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg zu vernetzen und gemeinsame Lösungen zu entwickeln.
Als besonders zukunftsweisend wurde die Rolle von Software, Interoperabilität und offenen Schnittstellen hervorgehoben – sie bilden den Schlüssel, um Technologie, Wirtschaftlichkeit und Nutzerfreundlichkeit zusammenzuführen. Nur durch enge Zusammenarbeit aller Akteure aus Industrie, Energie und Politik kann bidirektionales Laden von der Pilotphase in den Markt überführt werden.
Der KEBA Open Innovation Exchange zeigt: Wenn Branchen über ihre Grenzen hinausdenken und gemeinsam handeln, entsteht Innovation – und die Zukunft der Mobilität wird zur Zukunft der Energie.